Laut den Informationen auf der Webseite des KSV (Link) ist die Noricum Bauträger und Baumanagement GmbH in die Insolvenz geschlittert. Auch der AKV berichtet darüber, dass die Noricum Bauträger und Baumanagement GmbH kann ihren laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann.
Die steirische Bau- und Immobilienbranche wird von einer weiteren Insolvenz erschüttert. Die Noricum Bauträger und Baumanagement GmbH mit Sitz am Hauptplatz 32 in Leibnitz hat am 8. Oktober 2025 beim Landesgericht für ZRS Graz (Abteilung 27) den Eigenantrag auf Eröffnung eines Konkursverfahrens gestellt. Das Unternehmen kann seinen laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen – betroffen sind sechs Dienstnehmer sowie 33 Gläubiger.
Überblick über das Insolvenzverfahren
Das Verfahren wurde unter der Geschäftszahl 27 S 165/25d eröffnet. Zum Insolvenzverwalter bestellte das Gericht Dr. Gerhard Petrowitsch, Rechtsanwalt in Leibnitz (Kadagasse 11). Die Anmeldefrist für Gläubigerforderungen läuft bis 18. November 2025. Die Berichts- und Prüfungstagsatzung findet am 2. Dezember 2025 um 10:25 Uhr beim Landesgericht Graz statt.
Die Gläubiger wurden vom AKV Europa, dem Alpenländischen Kreditorenverband, über die Eröffnung informiert. Der Verband bietet an, Forderungen bis zu einer Höhe von 3.000 Euro (ausgenommen Darlehen) kostenlos anzumelden – lediglich die Gerichtsgebühr von 31 Euro ist zu entrichten. Für höhere Forderungen verrechnet der AKV transparente Einheitstarife gemäß der Höhe der Forderung.
Unternehmen mit über 25 Jahren Geschichte
Die Noricum Bauträger und Baumanagement GmbH wurde 1999 gegründet und war auf die Entwicklung, Planung und Realisierung von Immobilienprojekten spezialisiert. Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter ist Ing. Gerald Tuscher. Das Unternehmen übernahm als klassischer Bauträger sämtliche Aufgaben – von der Grundstücksakquisition über die Projektentwicklung und Bauausführung bis hin zur schlüsselfertigen Übergabe.
Im Laufe der vergangenen Jahre hatte sich Noricum vor allem auf Wohnbauprojekte für Privatkunden konzentriert und war insbesondere im Raum Leibnitz und Südsteiermark aktiv. Zuletzt befanden sich vier Immobilienprojekte in der Umsetzung, drei davon in der Planungsphase. Das Projekt „natur:nah“ in Leibnitz, das 38 Terrassenwohnungen in sechs Häusern umfasst, stand kurz vor der Fertigstellung.
Ursachen der Insolvenz
Laut dem Bericht des AKV Europa führen die Verantwortlichen die Insolvenz auf ein Zusammentreffen mehrerer wirtschaftlicher und struktureller Probleme zurück. Besonders ausschlaggebend seien gewesen:
- massive Baukostensteigerungen in den letzten Jahren,
- die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie,
- Nachwirkungen des Ukrainekriegs mit steigenden Material- und Energiekosten,
- sowie behördliche Verzögerungen bei der Genehmigung laufender Bauprojekte.
Diese Faktoren hätten das Eigenkapital des Unternehmens stark belastet. Darüber hinaus sei es aufgrund der aktuellen Marktsituation zunehmend schwieriger geworden, Fremdfinanzierungen für Bauträgerprojekte zu erhalten. Gespräche mit Banken und potenziellen Investoren hätten trotz intensiver Bemühungen keine neuen Finanzierungsmöglichkeiten eröffnet. Damit sei der finanzielle Spielraum endgültig erschöpft gewesen.
Finanzielle Situation: Hohe Passiva, geringere Aktiva
Das Unternehmen weist laut Insolvenzantrag Passiva in Höhe von rund 8,44 Millionen Euro aus. Dabei handelt es sich vor allem um Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten.
Dem gegenüber stehen Aktiva in Höhe von rund 4,4 Millionen Euro, die überwiegend aus Liegenschaftsvermögen bestehen. Die Bewertung erfolgte laut Bericht zu Liquidationswerten, was bedeutet, dass bei einer Verwertung mit Abschlägen zu rechnen ist.
Daraus ergibt sich eine Überschuldung von mehr als 4 Millionen Euro. Aufgrund der deutlichen Unterdeckung sei eine Sanierung oder Fortführung des Unternehmens nicht möglich. Die Geschäftsführung selbst hat einer geordneten Schließung bereits zugestimmt.
Auswirkungen auf Gläubiger und Projekte
Betroffen sind insgesamt 33 Gläubiger, darunter vermutlich Banken, Lieferanten, Subunternehmer und Privatpersonen, die Anzahlungen auf Immobilien geleistet haben.
Der AKV Europa rät allen Gläubigern, ihre Forderungen fristgerecht bis zum 18. November 2025 beim Landesgericht Graz anzumelden.
Für die laufenden Bauprojekte, insbesondere das Projekt „natur:nah“, ist derzeit noch unklar, ob eine Fertigstellung durch den Insolvenzverwalter oder eine Übernahme durch Dritte erfolgt. In der Regel werden solche Projekte nach Möglichkeit verkauft oder durch neue Bauträger weitergeführt, um die Verluste der Gläubiger zu reduzieren.
Bedeutung für die Region Leibnitz
Die Insolvenz der Noricum Bauträger GmbH ist ein weiteres Alarmsignal für die steirische Bauwirtschaft, die seit Monaten unter rückläufiger Nachfrage, steigenden Finanzierungskosten und Materialpreisen leidet. Besonders für kleinere Bauträger mit wenigen laufenden Projekten können einzelne Verzögerungen oder Finanzierungsabsagen existenzbedrohend sein.
In der Region Leibnitz ist die Noricum seit Jahrzehnten ein bekannter Name, viele der bisherigen Projekte prägen heute das Stadtbild. Der Ausfall des Unternehmens bedeutet Verunsicherung für Kunden, Partnerfirmen und Investoren, aber auch einen weiteren Arbeitsplatzverlust in einer ohnehin angespannten Baukonjunktur.