Nach Jahren des Diskutierens wird es jetzt ernst: Die Stadtgemeinde Leibnitz bringt ihre Gemeinderatssitzungen per Livestream direkt in die Wohnzimmer. Was in vielen Kommunen längst üblich ist, startet unter Bürgermeister Daniel Kos Mitte Oktober auch in der Südsteiermark.
Ein Schritt zu mehr Bürgernähe
Seit Jahren wurde im Gemeinderat darüber beraten, ob Sitzungen live übertragen werden sollen, doch die Interessen der Fraktionen gingen unter der Ära von Langzeitbürgermeister Helmut Leitenberger auseinander. Die neue Stadtregierung unter dem im Frühjahr gewählten FPÖ‑Bürgermeister Daniel Kos hat das Thema nun umgesetzt. Auf der kommenden Sitzung am 16. Oktober 2025 wird erstmals eine Sitzung live gestreamt. Beginn ist um 18 Uhr im Kultursaal Kaindorf an der Sulm.
Kos erklärte im Vorfeld, dass der Beschluss von allen Parteien im Gemeinderat mitgetragen werde; die Vorbereitungen hätten allerdings mehrere Jahre gedauert. Parallel dazu will er den Sitzungsort stärker in die Ortsteile verlegen: Im November soll die nächste Gemeinderatssitzung im Rüsthaus der Freiwilligen Feuerwehr in Seggauberg stattfinden. „Mir war es wichtig, bei den Sitzungen auch die Ortsteile zu integrieren“, so der Bürgermeister.
Wie der Livestream funktioniert
Gesendet wird nicht aus dem üblichen Kultursaal Leibnitz, sondern aus Kaindorf – das Programm ist eine Art Generalprobe. Gefilmt wird ausschließlich die Person, die am Rednerpult steht und spricht, wie Kos betont. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung sollen aus Datenschutzgründen nicht im Bild erscheinen. Eine fixierte Geschäftsordnung zur Übertragung gibt es bislang noch nicht; der Bürgermeister vertraut auf die Disziplin aller Fraktionen.
Warum Livestreams wichtig sind
Live‑Übertragungen von öffentlichen Sitzungen tragen maßgeblich zur Transparenz bei. Viele Bürgerinnen und Bürger haben großes Interesse an öffentlichen Sitzungen, eine Live‑Video‑Übertragung schafft mehr Transparenz und Bürgerinformation. Video‑Streaming ermögliche es den Menschen, Sitzungen bequem von zu Hause aus zu verfolgen und könne sogar die Qualität der Debatten erhöhen.
Ein Vergleich aus Deutschland zeigt, wie beliebt solche Angebote sind: Die bayerische Landeshauptstadt München streamt seit mehreren Jahren ihre öffentlichen Sitzungen. Die Praxis zeigt, dass die mehr als 1 500 Zuschauerinnen und Zuschauer gar keinen Platz im Sitzungssaal hätten. Auch das österreichische Parlament stellt seine Plenarsitzungen in einer Online‑Mediathek zur Verfügung. Leibnitz reiht sich nun in eine wachsende Zahl von Gemeinden ein, die auf moderne Kommunikationsmittel setzen.
Chancen und Herausforderungen
Der Livestream bietet vor allem jenen Einwohnerinnen und Einwohnern Vorteile, die wegen Arbeit, Pflege oder mangelnder Mobilität nicht persönlich teilnehmen können. Außerdem lassen sich Sitzungen später nachschauen und Themen gezielt nachverfolgen, wenn die Mitschnitte online archiviert werden.
Nicht ganz geklärt sind allerdings Fragen zum Datenschutz und zur Arbeitsweise: In Leibnitz wird zum Start ohne Geschäftsordnung gearbeitet; hier müssen Kamera‑Führung und Datenschutzhinweise erst eingespielt werden. Laut Dienstleistern besteht jedoch eine Möglichkeit, Live‑Übertragungen DSGVO‑konform umzusetzen, indem die Daten ausschließlich in europäischen Clouds gespeichert werden.
Mit dem Start der Live‑Übertragung modernisiert Leibnitz die Kommunikation mit seinen Bürgerinnen und Bürgern. Der Schritt zur Live‑Übertragung zeigt, dass die neue Stadtregierung Transparenz als wichtiges Element ihrer Arbeit versteht. Wer am 16. Oktober nicht im Kultursaal Kaindorf an der Sulm dabei sein kann, hat nun die Möglichkeit, die Debatte online zu verfolgen. Weitere Sitzungen sollen folgen – inklusive wechselnder Schauplätze in den Ortsteilen. Damit wird lokale Politik nicht nur sichtbarer, sondern auch zugänglicher für alle.